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Benjamin Burkard „Aurum“ @ 30worksTuesday, 08. October 201912:00-18:00 Uhr |
Mit „Aurum“ präsentiert Benjamin Burkard seinen ersten, rein in Gold gefassten Werkzyklus. Und bricht dabei virtuos mit gängigen Konnotationen und soziokulturellen Codices...
Hochbegehrt, mystisch und rar: Gold gehört zu den größten Faszinosien der menschlichen Kulturgeschichte. Und zu den originärsten Materialien in der Kunst: Die bislang ältesten, als Grabbeigaben entdeckten Goldartefakte datieren bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. zurück – und sind einmal mehr Beleg für die ungebrochene Relevanz, Beständigkeit und Schönheit, die das Edelmetall dank seiner warm-sattgelben Farbe und seiner so schweren wie sinnlichen Haptik über alle anderen festen Elemente erhebt.
Mit „Aurum“ verweist Benjamin Burkard nicht nur auf die so illustre wie martialische Sozialisationsgeschichte dieses (Roh)Stoffs, der gleichsam Eroberer und Despoten, Könige und Kirchenfürsten, Künstler und Despoten in seinen Bann zog, sondern wagt zugleich eine technisch wie ästhetisch gänzlich neue Auslotung des Materials. „Es ist die Suche nach neuen Möglichkeiten, die mich als Künstler antreibt.“, sagt Benjamin Burkard. „Goldgrund und Gold als punktuelles Dekorelement sind in der Malerei hinreichend belegt und etabliert. Aber wie malt man tatsächlich mit Blattgold? Wie verwandelt man das harte, extrem resistente und autarke Element zu händelbarer Materie, um daraus ein völlig eigenständiges Substrat zu gewinnen?“
Die Umdeutung von Begriffen und Symboliken...
Burkard unterwirft sich bei seinen Experimenten zur Schöpfung einer neuartigen Gold- Colorationstechnik einem geradezu alchemistischen Prozess – und agiert dabei als sprichwörtlicher Anti-Alchemist. Denn er versucht explizit nicht Gold zu synthetisieren oder artifiziell zu erschaffen; vielmehr nutzt er die echte, unverfälschte Subtanz mitsamt ihrer Beschaffenheiten, um sie durch chemische Prozesse, physikalische Brechungen, Aufschichtungen und Ätzungen zu manipulieren und derart zu zähmen, dass sie zu einem einerseits willfährigen wie andererseits einzigartigen Utensil wird. Womit er auch en passant eine symbolische Umdeutung evoziert. Er lässt das Element, das wie kein anderes für Begehren und Gier, Reichtum und metaphorischen Glanz steht, zum reinen Arbeitsmaterial mutieren und kehrt damit den materiellen wie ideellen, den ökonomischen wie ökologischen, den monetären wie künstlerischen Wert des Metalls wirkungsvoll um. Was sich auch in der Motivik von „Aurum“ widerspiegelt.
Da kleidet der 33-Jährige einen Panzer in Gold, umflort ihn mit zarten Blütenranken und führt damit die Kriegssymbolik ad absurdum – was sich auch im Bildtitel („Der Kompromiss“) niederschlägt. „Ich will neue Denkansätze und Wege aufzeigen, indem ich Objekte von ihrer eigentlichen Konnotation entkoppele.“, so der Künstler. Im Zuge dieser Intention umhüllt er Insekten und Unkraut mit einem Goldmantel und abstrahiert ihre vermeintliche Nicht-Wertigkeit mit dem gezielten Aufwerfen eines Paradoxons: Wertet das Gold diese niederen Naturentitäten nun auf - oder erfährt das kostbare Metall durch die Kontextualisierung mit diesen banalen Lebensformen nicht vielmehr eine Abwertung?
Spinnt man diese Gedanken weiter, drängt sich die zentrale Frage auf, was nun „mehr wert“ ist: Das Lebewesen, sei es in seiner einfachsten Form? Oder das Metall, für das einst gemordet, entvölkert und ausgerottet wurde? Und vielleicht heute in Zeiten von Hedgefonds, Währungsverfall und virtuellen Geldmärkten – obschon ungleich martialischer, dafür sinnbildlich - immer noch wird...?
Man darf Burkards Bildwelten durchaus als Gesellschaftskritik deuten; insbesondere, wenn er anonymisierte Menschengestalten in einem Goldschwall verschwinden oder sie gleichsam dürstend danach schöpfen lässt.
Dennoch ist nichts, wie es scheint. Denn jeder Kritik wohnt auch die Aufforderung zur Läuterung, zur Bildung einer neuen Sichtweise inne. Und so kann der bedrohliche Goldschwall auch als allegorische Horizonterweiterung gedeutet werden. Als Inspirationsquell und Ansporn zur Formierung eines neuen Wertesystems.
Vom Manierismus bis zu den Secessionisten...
Stilistisch stellt Benjamin Burkards Werkzyklus eine Zitation verschiedener Strömungen und Epochen dar; erinnern seine Stillleben um die goldgetränkten Pusteblumen („Allergen“) in ihrer Hell-Dunkel Dramatik an die Manieristen und niederländischen Meister des hier wörtlich umgesetzten „Goldenen Zeitalters“, weisen andere Arbeiten Anleihen beim Symbolismus auf. Und Burkards Tondo „Gottesanbeter“ in seiner fast phantasmagorischen Anmutung könnten glatt den Rätselwelten von Hieronymus Bosch entsprungen sein.
In seiner Rolle als Experimentator eifert Benjamin Burkard Gustav Klimt nach, der für die Werke seiner „Goldenen Periode“ ebenfalls das Potenzial des Materials auszuschöpfen wusste und im Zuge seiner empirischen Studien Gold zum Hauptprotagonisten so ikonischer Gemälde wie „Adele Bloch-Bauer“ und „Der Kuss“ erhob.
Mit „Aurum“ befreit sich Benjamin Burkard vom Sujet der Maschinenbilder, mit denen er 2017 bei 30works debütierte, und eröffnet einen neuen Dialog mit dem Betrachter. Was bleibt, ist die philosophische Tiefe seiner Bildwelten sowie das Spiel mit Konnotationen und Antithesen, das den Begriff des „Aurum“ um jenen der „Aura“ erweitert. Und so Antinomien zu einem schlüssigen Ganzen verdichtet...
Benjamin Burkard lebt und arbeitet bei Landau/Rheinland Pfalz. Er absolvierte ein Kunstund Biologiestudium an der Universität Landau und gewann im Zuge seiner künstlerischen Tätigkeit zahlreiche Stipendiate und Preise, darunter den Heinrich-von- Zügel-Kunstförderpreis (2015). Seine Arbeiten waren bereits im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern ausgestellt sowie auf Messen wie der Art Karlsruhe und der Affordable Art Fair in Amsterdam zu sehen. Unlängst hatte er seine erste Einzelausstellung in den USA, in der James Wright Gallery in Los Angeles. Sowohl öffentliche als auch private Sammlungen listen den 33-Jährigen in ihrem Portfolio.
Die Laudatio auf den anwesenden Künstler wird die Kunst- und Kulturjournalistin Yorca Schmidt-Junker halten.
Benjamin Burkard – Aurum @ 30works
Eröffnung: 28.09.2019, 19:30 Uhr
Ausstellung 28.09. bis 19.10.2019
Öffnungszeiten: Di - Sa 12-18 Uhr
Foto: Benjamin Burkard – Strahlemann (Ölgemälde auf Leinwand)
30works GalerieAntwerpener Str. 42
50672 KölnDeutschland |
Über 30worksDie Kölner Galerie 30works ist spezialisiert auf Pop-Art, Streetart und zeitgenössische Kunst. Speziell, wenn es um das Thema Streetart geht, übernimmt 30works eine Vorreiterrolle in Deutschland: Als einer der ersten Galeristen hat Geschäftsführer Gérard Margaritis die Streetart nach Deutschland gebracht und sich mit 30works auf diese junge, frische „Pop-Art des 21. Jahrhunderts“ als zusätzlicher Fokus konzentriert.Die GalerieMitten im trendigen „Belgischen Viertel“ in der Kölner Innenstadt bietet die 30works Galerie auf 300 Quadratmetern viel Raum für innovative, junge Positionen der Kunst. Spezialisiert auf Pop Art, Neopop, Urban Art und Streetart, ist sie kein elitärer Tempel für Eingeweihte, sondern ein inspirierender Ort der Begegnung von Künstlern und Kunstinteressierten, von Sammlern und solchen, die es noch werden wollen. Und mit genau dieser entspannten, unangestrengten Atmosphäre hat sich 30works längst auch über die Grenzen der Domstadt hinaus einen Namen gemacht. Ihre sechs bis acht Einzelund Gruppenausstellungen pro Jahr sind Magnet für ein bunt gemischtes, experimentierfreudiges Publikum.