Interview mit Carola Huber
Carola Huber ist 1965 in Hamburg geboren und aufgewachsen. Später verschlug es sie an den Bodensee. Seit vier Jahren lebt sie mit ihrer
Familie in Köln-Kalk. Die ausgebildete Bankfachwirtin war lange Zeit im Finanzgeschäft in einer großen Bank erfolgreich tätig, als sie sich 1998 entschied diesen Berufszweig zu verlassen. Seit einiger Zeit bietet sie ihre Dienste als selbstständiger Job-Coach und Bewerbungstrainer an. Wir haben sie getroffen und zu ihrer beruflichen und persönlichen Sicht auf die Dinge befragt.
Hallo liebe Carola, am Bodensee gestaltet sich das Leben sicher etwas anders als in der kölschen Großstadt. Wie gefällt es dir hier am Rhein?
Ja das stimmt. Am Bodensee ist es in den Sommermonaten sehr voll. Es ist schön, aber es sind viele Touristen zu Gast. Im Winter dagegen hat man das ganze Gegenteil, es ist eher düster, neblig und ein wenig bedrückend. Was mir in Kalk und Mülheim sehr gut gefällt ist das Multikulturelle. Ich komme aus der Tür und höre die verschiedensten Sprachen. Italienisch, Türkisch, Spanisch...das ist jedes Mal ein bisschen wie im Urlaub. So wird auf der Post, am einen Schalter englisch, am anderen französisch gesprochen und ich komme dann mit deutsch. Welcher Stadtteil in Köln kann das noch bieten? Auch gibt es hier schöne und romantische Ecken. Man muss sie zwar suchen, aber man findet sie auch. Außerdem bin ich schnell am Rhein und im Grünen (im Königsforst) und gleichzeitig zügig in der Stadt und auf der Autobahn, wenn ich mal weg will. Ich kann mir keinen besseren Ort für mich vorstellen. Im Allgemeinen mag ich an Köln, dass man schnell mit fremden Leuten auf der Straße ins Gespräch kommt. Man wechselt locker ein paar Worte und dann geht man seiner Wege und ist nie wirklich allein.
Das ist schön. Würdest du trotzdem das ein oder andere ändern?
Es ist leider teilweise recht dreckig und ungepflegt. Gerade die Grünanlagen sollten mehr geachtet und sich darum gekümmert werden. Das fände ich schön. Auch ist es nicht so toll, dass überall kaputte Flasche herumliegen. Dies ist gerade für Kinder und Hunde eine große Gefahrenquelle.
Du warst viele Jahre im Bankwesen erfolgreich beschäftigt, was hast du da gemacht?
Ja, das waren achtzehn Jahre. Nach Abschluss meiner Lehre bin ich in den Bereich Kundenberatung für Anlagengeschäfte und Kredite gegangen. Das lief auch sehr gut, so dass ich irgendwann stellvertretende Filialleiterin wurde. In der weiteren Spezialisierung, habe ich mich entschieden im Kreditbereich, zu arbeiten. Das ist die Königsdisziplin im Bankgewerbe und ich habe dies dann von der Pike auf gelernt. Dort erwarb ich die Fähigkeit zu formulieren. Denn viele Entscheidungen, mussten vom Vorstand abgesegnet werden, somit musste dies dementsprechend gut formuliert sein. Zu dieser Zeit habe ich mich zum Bankbetriebswirt weitergebildet. Doch es war eine kleine Bank mit ca. 60 Mitarbeitern, so dass für mich keine Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. Also wechselte ich und landete bei einer großen Hypothekenbank. Ich bin dann rasch in meine Führungsaufgabe gekommen. Ich übernahm eine Abteilung, die zu Beginn vier Mitarbeiter hatte. Als ich die Bank verlies, waren es sechsundzwanzig. Das war im Bereich Vertrieb und ich hatte Backoffice-
und Vertriebsmitarbeiter. Ich hatte zudem die Gelegenheit eine Moderatorenausbildung zu machen.
Du warst also sehr erfolgreich. Dann ist es schon erstaunlich, dass du irgendwann ganz aus deinem Beruf ausgeschieden bist. Wie kam das?
Ich fällte diese Entscheidung 1998. Da die Kündigungsfrist sehr lang war, konnte ich 1999 gehen. Das hing damit zusammen, dass meine Bank mit einer anderen Großbank fusionierte und viele Führungskräfte nicht mehr gebraucht wurden. Ich wurde bestätigt und für die nächst höhere Ebene empfohlen, doch ich entschied mich dagegen. Mir fehlte zum einen der rote Faden im Konzept. Obwohl ich als Führungskraft Einblicke in die Unternehmenspolitik hatte, war nicht klar, wo es hin gehen sollte. Aber ich musste dies meinen Mitarbeitern gegenüber vertreten und diese Ziele durchsetzen. Auch betrübte mich die Werteentwicklung gegenüber der Zeit, als ich meine Lehre, Anfang der 80-iger Jahre, gemacht habe. Das heißt, sowohl die Wertschätzung der Mitarbeiter, als auch die der Kunden ging Stück für Stück verloren. Das passte nicht mehr in meine Wertvorstellung hinein. Ich habe meine Arbeit sehr gern gemacht, doch ich konnte mit eigener Überzeugung zu den neuen Gegebenheiten nicht mehr tätig sein.
Wie meinst du das?
Nun, in meiner üblichen Berufspraxis habe ich immer mit den Kunden, die einen Kredit beantragten, zusammen gerechnet. Habe Einnahmen/ Ausgaben gegenübergestellt, einen Strich drunter gemacht und geschaut was übrig bleibt. Dann habe ich mit dem Kunden geredet. Meistens wollten sie unbedingt den Kredit. Ich habe, wenn es nicht mehr viel war, ihnen vor Augen geführt, dass sie auf viel verzichten müssten, wenn sie den Kredit nähmen. Oft entschieden sie sich dann, es zu lassen. Ich war da immer schon sozial eingestellt und habe auch mal etwas abgelehnt. In solchen Fällen wäre ich mit meinen Zielvorgaben in Konflikt gekommen. Ich habe immer nur das gemacht, was ich selber auch vertreten konnte. Das ging dann einfach nicht mehr. Wenn man meint, man macht ein gutes Geschäft und es reicht auch aus und plötzlich soll das anderthalbfache erwirtschaftet werden. Wie soll das gehen?
Für mich hat das nicht mehr gepasst. Man hatte bestimmte Vorgaben zu erfüllen, die ich nur erfüllen konnte, wenn ich nicht verantwortungsbewusst den Menschen gegenüber gehandelt hätte und dies musste ich auch von meinen Mitarbeiter verlangen.
Wie bist du darauf gekommen Bewerbungstraining und Coachings zu machen?
Ich überlegte was ich tun könnte. Ich wollte gern das analytische und kreative Arbeiten vereinen. Aus diesem Grund bin ich auf die Idee gekommen, Menschen in ihrer beruflichen Entwicklung zu helfen. Hier habe ich alle Komponenten vereint. Zudem arbeite ich gern mit Menschen und durch meine langjährige Arbeit habe ich viel Erfahrungen gesammelt, die ich den Leuten gern nutzbringend zur Verfügung stellen möchte.
Wie kannst du ihnen helfen?
Die Leute kommen zu mir und wir schauen erst einmal: Was kann er/sie? Was motiviert ihn/sie etwas zu tun? Anders ausgedrückt, wo hat er/sie sich so schon einmal so engagiert, dass er/sie sich selber gewundert hat, dass er/sie sich so intensiv eingebracht hat? Wenn wir das heraus gefunden haben, dann stellt sich die Frage, wo kann ich denn das, was ich will gegen Geld verkaufen? Als Angestellter, als Selbstständiger, wie auch immer. Die meisten Menschen, wissen gar
nicht, was sie wirklich wollen. Ich biete verschiedene Varianten an. Zum einen haben sie die Möglichkeit ein Einzelcoaching zu machen. Das beinhaltet dann eine intensive Ausarbeitung, was zum Beginn 2 -3 Stunden in Anspruch nimmt. Wenn es dann an die Umsetzung geht, telefoniert man hin und wieder aus Gründen der Motivation und zum dran bleiben. Aus diesem Grunde gibt es für wichtige Termine das Good – Morning – Coaching. Hier können die Menschen morgens
anrufen und sich für einen wichtigen Termin motivieren und beraten lassen.
Du veranstaltest außerdem Bewerbungstrainings. Das kennt man ja vom Arbeitsamt und der ARGE, die erfahrungsgemäß wenig nützlich sind. Wie baust du deine Kurse auf? Vielleicht ist dies ja eine Alternative, die den Arbeit Suchenden wirklich helfen kann.
Viele Leute haben kein Problem sich für andere einzusetzen oder Dinge anzubieten, aber für sich selber zu sprechen, da haben sie Schwierigkeiten. Ich sage immer, „Eigenlob stimmt!“. Es ist wichtig darüber zu reden, was man gut macht und selber gut kann. Um das üben zu können, mache ich diese Trainings. Ich biete vier verschiedene Kurse an. Zum einen das Schreiben eines Lebenslaufes. Wie erstelle ich diesen? Wie fülle ich ihn mit Inhalt? Ich empfehle immer das Motto: Das Auge liebt die freie Fläche. Also möglichst wenig Text, aber prägnant.
Was auch sehr interessant ist, ist das Anschreibentraining. Beim Schreiben ist folgendes wichtig. Wie stelle ich mich vor? Wie beschreibe ich mich selbst am besten? Gut ist dabei, dies anhand von Beispielen, was ich selbst gut erledigt habe und wo ich denke, dass das Unternehmen das auch braucht, zu machen. Dann schauen wir wie ich das gliedere.
Im dritten Training geht es um die Vorstellungsgespräche. Was ist es genau für ein Gespräch? Wir machen das mit Fragen und Antworten. Was werde ich gefragt und wie beantworte ich diese? Wir üben keine stereotypen Antworten. Es geht vielmehr darum, erzählen zu üben und dies dann authentisch rüber zu bringen. Zu guter Letzt mache ich noch Outfitberatung. Die Sprache der Kleidung wird erläutert und verdeutlicht. Das sind allesamt Trainings. Das heißt ich erkläre nicht nur, sondern wir üben vor allem, das erkannte umzusetzen. Ich beschränke die Anzahl auf maximal zwölf Teilnehmer und die Preise sind auch für den kleinen Geldbeutel bezahlbar. Ich habe Teilnehmer, die Hartz IV bekommen und wir haben das Wirrwarr, welches oft im Kopf herrscht, innerhalb von ein bis zwei Stunden aufgedröselt. Die waren teilweise so dankbar, denn solche Tipps haben sie noch nicht bekommen. Die sind dann motiviert und müssen nur dabei bleiben.
Wenn du „Königin der Welt“ wärst, was würdest du ändern, wie würdest du sie gestalten?
Zuerst einmal würde ich dafür sorgen, dass jeder Mensch, jeden Tag genug zu Essen, zu Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf hat. Das wäre die Grundlage. Alle Kinder sollen zur Schule gehen und jeder könnte eine Berufsausbildung machen. Ich würde veranlassen, dass Kindererziehung als Arbeit angerechnet und bezahlt wird. Außerdem würde ich dafür sorgen, dass es in jedem Unternehmen eine Ethik-/Moralabteilung gibt. Es würde einen Philosophen, einen Geisteswissenschaftler geben, der noch mehr darauf achtet, dass gute Geschäfte gemacht werden. Sie würden darauf achten, dass gut mit den Kunden und den Mitarbeitern umgegangen wird. Und sie ständen für Arbeiter, Angestellte und Führungskräfte für Gespräche zur Verfügung. Das wäre ihre Aufgabe.
Was wünschst du dir persönlich für die Zukunft?
Als erstes wünsche ich mir, dass meine Familie und meine Liebsten gesund bleiben. Weil ohne Gesundheit geht gar nichts. Dann wünsch ich mir, dass ich vielen Menschen Unterstützung geben kann. Ich würde gern in einer Bürogemeinschaft mit zwei oder drei anderen Kollegen zusammen arbeiten. ...Ich hatte mal einen Hund und würde gern irgendwann noch mal einen haben.
Wir wünschen Dir viel Glück und bedanken uns für das nette Gespräch.
Ilka Baum
Weitere Informationen:
Internet: www.hubercoaching.de