Niger/Sahel: Immer mehr Kinder werden im Konflikt im Grenzgebiet getötet und rekrutiert

amnesty logoAn Nigers Grenzen zu Mali und Burkina Faso werden Kinder häufig Opfer von tödlichen Angriffen, Gewalt und Rekrutierungen durch bewaffnete Gruppen. Das dokumentiert Amnesty International in einem neuen Bericht. Die Menschenrechtsorganisation wirft den Gruppen Kriegsverbrechen vor und den nigrischen Behörden Versagen beim Schutz der Kinder.

BERLIN, 10.09.2021 – Amnesty International dokumentiert in dem Bericht „‘I Have Nothing Left Except Myself‘“: The Worsening Impact on Children of Conflict in the Tillabéri Region of Niger“ die verheerenden Auswirkungen der bewaffneten Auseinandersetzungen in Niger auf Kinder. An dem Konflikt sind die bewaffneten Gruppen Islamischer Staat in der Groß-Sahara (ISGS) und die mit Al-Qaida verbundene Jama'at Nusrat al-Islam wal-Muslimin (JNIM) beteiligt. Beide haben Kriegsverbrechen begangen, Zivilpersonen ermordet und Schulen angegriffen. Viele Kinder sind nach den tödlichen Attacken auf ihre Dörfer traumatisiert. In einigen Gebieten ist es Frauen und Mädchen untersagt, das Haus zu verlassen, da sie Gefahr laufen, entführt oder mit Kämpfern zwangsverheiratet zu werden.
 
Franziska Ulm-Düsterhöft, Afrika-Expertin bei Amnesty International in Deutschland, sagt:
„In Nigers Region Tillabéri wächst eine ganze Generation inmitten von Tod und Zerstörung auf. Nach dem Rückzug nigrischer Behörden und Sicherheitskräfte aus großen Teilen der Region sind die Kinder schutzlos auf sich allein gestellt. In einigen Fällen haben nigrische Sicherheitskräfte der Bevölkerung zudem durch willkürliche Inhaftierungen und willkürliche Tötungen zusätzliches Leid angetan.“
 
„Die nigrische Regierung muss alles dafür tun, Kinder vor weiteren Übergriffen zu schützen. Insbesondere jene europäischen Länder, die im Sahel militärisch aktiv sind, sollten die nigrische Regierung bei der humanitären Versorgung und beim Aufbau von Rehabilitationsprogrammen für Kinder unterstützen“, fordert Ulm-Düsterhöft.
 
Der Konflikt in Tillabéri ist seit Beginn dieses Jahres erheblich eskaliert. Bewaffnete Gruppen haben im Jahr 2021 bereits mehr als 60 Kinder im Dreiländereck von Niger getötet. Der ISGS, scheint für die meisten dieser Tötungen verantwortlich zu sein. Die Kämpfer haben in Häuser geschossen und Menschen verletzt oder getötet. Zeug_innen schilderten, wie die nigrischen Sicherheitskräfte (FDS) trotz eingehender Notrufe häufig erst lange nach den Überfällen eintrafen.
 
Rekrutierung von Jungen und Angriffe auf Bildungseinrichtungen sowie Nahrungsquellen
 
Die Rekrutierung von Kindern durch die JNIM hat in diesem Jahr im Département Torodi, nahe der Grenze zu Burkina Faso, erheblich zugenommen. Betroffen sind Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren, möglicherweise auch jünger. JNIM-Mitglieder bieten Essen, Geld und Kleidung, um Kämpfer zu rekrutieren. Die Kinder werden an Waffen ausgebildet und als Spione, Kundschafter und Späher eingesetzt.
 
Sowohl der ISGS als auch die JNIM haben in den vergangenen Monaten Schulen angezündet und Lehrer_innen bedroht, was zu vielen Schulschließungen führte. Im Juni 2021 waren mindestens 377 Schulen in der Region Tillabéri geschlossen, wodurch mehr als 31.000 Kinder keinen Zugang zu Bildung hatten. Amnesty International dokumentierte Symptome von Trauma und Erschöpfung bei Kindern, darunter Albträume, Schlafstörungen, Angst, Unruhe und Appetitlosigkeit.
 
Auch Nahrungsquellen werden von den bewaffneten Gruppen zerstört. Durch die Analyse von Satellitenbildern konnte Amnesty International das gezielte Abbrennen von Getreidelagern bestätigen. Angehörige des ISGS plünderten zudem Geschäfte und stahlen Vieh. Die betroffenen Familien blieben mittellos und ohne ausreichend Nahrung zurück. Für die Kinder besteht ein erhöhtes Risiko für Unterernährung und damit verbundenen Krankheiten. Zehntausende Menschen wurden gewaltsam vertrieben, ganze Dörfer aufgegeben.
 
Hintergrund
 
Amnesty International befragte für den neuen Bericht 119 Personen, darunter Kinder, Eltern, Mitarbeiter_innen von Nichtregierungsorganisationen sowie UN- und Regierungsbeamt_innen.
 
Der Konflikt in Mali hat sich seit 2012 auf die Nachbarländer Burkina Faso und Niger ausgeweitet. Bewaffnete Gruppen kämpfen um die Kontrolle der Grenzgebiete und stoßen häufig mit dem nigrischen Militär und anderen Streitkräften zusammen. Die FDS haben sich aus einigen Grenzgebieten zurückgezogen, nachdem sie Ende 2019 Gebiete an den ISGS und die JNIM verloren hatten.
 
In diesem Jahr werden schätzungsweise 13,2 Millionen Menschen in den drei Ländern humanitäre Hilfe benötigen, etwa 1,9 Millionen Menschen wurden innerhalb der drei Länder vertrieben.

Quelle: www.amnesty.de

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