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Apartheitsstaat Myanmar? Vortrag und Diskussionsveranstaltung mit Dominik Müller

Wednesday, 16. September 2015

20:00-22:00 Uhr

Das Land ist zum weltweiten Vorzeigeprojekt geworden. Die Gleichung lautet: Wahlen plus Marktöffnung gleich Demokratie und Menschenrechte. Die Kehrseite der Medaille: Die soziale Schere geht immer wei-ter auseinander. Preise für Land und Lebensmittel sind drastisch gestiegen. Für Staudämme, Bergbau und Sonderwirtschaftszonen müssen tausende von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihr Land aufgeben. Immer größere Teile der Bevölkerung verarmen und sind verunsichert.

Dass mit Wahlen noch keine demokratischen Verhältnisse eingekehrt sind, bekommen vor allem die muslimischen Minderheiten zu spüren, ganz besonders die 1,3 Millionen Angehörigen der Rohingya. Ma-batha, ein Zusammenschluss buddhistischer Mönche „zum Schutz der Nation und der Religion" warnt vor einer „schleichenden Islamisierung" Myanmars und fordert die Bevölkerung auf, keine Geschäfte mit Muslimen zu machen und sie gesellschaftlich zu isolieren. Seit 2012 üben buddhistische Fundamentalis-ten auch brachiale Gewalt gegen die muslimische Minderheit aus, verbrennen Dörfer, zerstören Mo-scheen und töten. Allein im nördlichen Rakhine-Staat leben seitdem mehr als 140.000 Menschen, mehr-heitlich Rohingya, unter menschenunwürdigen Bedingungen in Flüchtlingscamps.

Auf Hilfe von der Regierung dürfen die Rohingya nicht hoffen. Im Gegenteil: Sie erlässt diskriminierende Gesetze, die den Rohingya das Wahlrecht absprechen und sie in ihrer Mobilität und Berufswahl ein-schränken. Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schweigt. Sie will mit der wichtigsten Op-positionspartei Ende 2015 zu den Wahlen antreten.
Auch der Westen hält sich zurück und beschränkt sich auf lauwarme Ermahnungen, denn die Regierung in Myanmar soll nicht verschreckt werden: Der Einfluss Chinas soll zurückgedrängt werden und das Land verfügt außerdem über reiche Kupfer- und Erdgasvorkommen, die über Handelsabkommen zugänglich gemacht werden sollen.

Dominik Müller ist Journalist (WDR, DLF, SWR) und Buchautor. Im Januar war er in Myanmar, hat mehrere Flüchtlingscamps besucht und mit Rohingya, Verfechter*innen des buddhistischen Fundamen-talismus, Politiker*innen, UN- und NGO-Mitarbeiter*innen, Wissenschaftler*innen und kritischen Intellek-tuellen gesprochen.

In Kooperation mit der Stiftung Asienhaus, dem Rosa-Luxemburg-Gesprächskreis Sülz-Klettenberg und der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.

Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.


  

Allerweltshaus

Körnerstr. 77-79
50823 KölnDeutschland
 

Das Allerweltshaus Köln e.V. gibt es seit 1987. Als private Initiative von engagierten Einzelpersonen gegründet, betreiben wir seit über 20 Jahren ein interkulturelles Begegnungszentrum in Köln-Ehrenfeld und machen entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Schwerpunkte unserer Arbeit sind die Bekämpfung von Rassismus und einer Politik der sozialen Ausgrenzung.Durch Auseinandersetzung mit den Folgen der Globalisierung möchten wir dazu beitragen, Probleme im weltweiten Zusammenhang zu diskutieren. Wir treten ein für solidarisches Handeln mit sozialen Bewegungen hier und in den Ländern des Südens. Hier wie dort stehen fortschreitende Umweltzerstörung, Verarmung, Verachtung und Vernachlässigung der Schwachen und die Einschränkung von politischen Rechten organisierter Verantwortungslosigkeit, ungebremstem Profitinteresse und schamloser Zurschaustellung von Reichtum gegenüber. Kritiker dieses Zustands werden in vielen Ländern verfolgt, mundtot gemacht, in ihrer Existenz vernichtet oder wie bei uns immer öfter als "Sozialromantiker" verlacht. Soziale Gerechtigkeit, Achtung der Menschenrechte und Verantwortung für die nachkommenden Generationen durch umweltgerechtes Wirtschaften sind Leitlinien unseres Handelns.