|
PURE POP ART III @ 30worksTuesday, 02. December 201415:00-19:00 Uhr |
Trivial, massenkompatibel, oberflächlich. Das waren die Attribuierungen – und mithin Schmähungen - derer sich die Pop Art seit ihrer Geburt Mitte der 1950er Jahre erwehren musste. Tatsächlich beabsichtigten ihre Wegbereiter und Mitbegründer, darunter Richard Hamilton, Richard Lindner, Andy Warhol, Jasper Johns und James Rosenquist, aber einen bewussten ästhetischen wie mentalen Bruch mit dem Kanon, indem sie das vermeintlich Intellektuelle und Hochkulturelle des abstrakten Expressionismus mit der Motivik und den Parametern des realen Lebens konfrontierten. Und damit nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein politisches Statement setzten.
Pop als soziale Projektionsfläche Alltagsgegenstände, Comic-Figuren, Konsumartikel und Versatzstücke aus Werbekampagnen wurden zunächst isoliert, dann überdimensioniert, collagiert und in neue Kontexte gesetzt; womit eine Einbindung realer Phänomene in die Kunst erfolgte, die man nun unter Anwendung eigener abstrakter Techniken und Codices bearbeitete und verfremdete. Eingängig und gefällig? Ja. Anspruchslos und unreflektiert? Mitnichten. Pop Art war und ist bis heute Teil eines Diskurses, der der Gesellschaft, ihrer Selbstwahrnehmung und –Darstellung sowie ihrem Wertesystem den Spiegel vorhält. Was auf den ersten Blick oft humorvoll, spielerisch und schrill anmutet, ist bei genauerer Betrachtung überraschend komplex, entlarvend, kritisch und bisweilen irritierend. Wenngleich im euphemistischem Gewand. Womit bewiesen wäre, dass das augenscheinlich Triviale, Oberflächliche über eine lange intellektuelle Zündschnur verfügt – und nichts ist, wie es zunächst scheint.
Die Zukunft hat begonnen...
Dass Pop Art heute in der Hochkultur angekommen ist, beweisen nicht nur Relevanz und Marktwert von Originalvertretern wie Andy Warhol und Tom Wesselmann sowie von Neo- Pop Art Stars wie Jeff Koons und Takashi Murakami, sondern auch eine junge Generation von Künstlern, die Pop Art um neue Visionen bereichern; und ihr Spannungsfeld damit nachhaltig erweitern.
Gérard Margaritis zeigt in seiner Galerie 30works neben marktetablierten Pop Art- Künstlern auch immer wieder herausragende Positionen vielversprechender Neuentdeckungen.
Für die dritte Auflage seiner „Pure Pop Art“-Ausstellung konnte er John Breed, François Coorens, Jörg Döring und Van Ray gewinnen, die das Genre in allen Facetten ausloten.
Die Künstler So bedient sich der Niederländer John Breed kostbarer Materialien wie Silber und Gold, um damit Schädel, Skelette und Fundobjekte auszukleiden, die somit dem Verfall und der Vergänglichkeit entrissen zu werden scheinen. Geldscheine bläst er zum Überformat auf, spiegelt sie und druckt sie in Multicolor-Varianten auf Seidengaze - was sie zu ironischen Dekoobjekten degradiert und ihren Status als Wertzeichen und Treibmittel unserer Welt ad absurdum führt. Schweineskeletten bindet er Krawatten um, lässt sie mit Silber überziehen und an einem Trog aus Schokoladentalern fressen. Wobei ihre Namen nicht zufällig Goldman Sachs, Lehman Brothers und Merrill Lynch lauten. Breed macht in seinen Arbeiten auf die Exzesse des Kapitalismus aufmerksam, kämpft gegen Niedergang, Verfall und Verlust und plädiert für einen Neuanfang. Brutalen gesellschaftlichen Verhältnissen tritt er mit filigranen Techniken, luxuriösen Materialien und einer fast poetischen Sprache entgegen – was die Wucht seiner Werke nur verstärkt. Seine immense Bandbreite spiegelt Techniken europäischer Freskenmalerei und russischer Ikonenmalerei wider, genauso wie chinesische Landschaftsmalerei und japanische Kalligraphie, die er auf seinen Reisen und Studien rund um den Globus erlernte. Angereichert um Elemente aus dem Grafitti-Genre ergibt sich so eine Ausweitung der Pop Art zur Universalkunst.
John Breed lebt und arbeitet in Egmond, Niederlande und ist in renommierten Galerien und Sammlungen in Europa und Asien vertreten.
François Coorens’ Bilder wimmeln von Pop Art-spezifischen Referenzen und Codices, definieren in ihrer Komplexität und scheinbar wahllosen Anordnung aber eine ganz eigene Bildsprache. Das Überbordende, wild Angehäufte, ist dabei bewusst komponiert und folgt den Regeln eines kontrollierten Chaos, dessen Elemente sich schlussendlich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen. Der Vielfalt der Motive, die von Comic- Helden über Rock- und Punkmusiker bis hin zu erotischen Frauenfiguren reichen, rückt Coorens mit einer regelrechten Materialschlacht zu Leibe; so kommen Acrylfarben, Kreide, Marker und Airbrush zum Einsatz, flankiert von Schablonen-Techniken, kaschiertem Papier, Glitter und Drip Painting-Elementen. Oder wie der Künstler selbst sagen würde: „Der Einsatz von Acrylfarbe und anderen Materialien führt zu einem dekonstruktiven Kunstwerk, welches auf einer Technik fußt, die die totale Kontrolle des Künstlers über sein Werk zum Ausdruck bringt“. Die Bändigung scheinbar chaotischer Zustände wird somit zum Leitmotiv von Coorens, dessen neuere Arbeiten aufgrund ihres höheren Weißanteils jedoch ein wenig ruhiger und weicher anmuten. Was bleibt, ist gelebte Kunst: kraftvoll, energetisch, physisch und kathartisch.
François Coorens ist diplomierter Grafikdesigner und begann seine Künstlerlaufbahn 1999 mit der gefeierten „Goldomania“-Serie. Seitdem gehört er zu Belgiens bekanntesten Pop Art-Vertretern. Neben der Malerei initiiert er auch Live-Performances, interkulturelle Happenings und ist als Mode- und Accessoire-Designer tätig. Er lebt und arbeitet in Brüssel.
Auch Jörg Döring gilt als Meister der Materialschlacht; seine großformatigen Arbeiten sind ein komplexes Spiel aus Texturen und Techniken, deren Möglichkeiten er immer weiter ausreizt und bis an die Grenzen zu treiben scheint. Mal nutzt er Ölfarben, die er wahlweise pastös oder ätherisch verarbeitet, mal Acryl, mal Drucke, die er zu aufsehenerregenden Collagen und Serigrafien verarbeitet. Fernab der reinen Motivik, die sich aus Comicfiguren, Filmikonen und aus der Werbung entlehnten Typografien speist, entwickeln Dörings Bilder schon allein dank ihrer organischen Komposition ein regelrechtes Eigenleben. Anders gesagt: Der Düsseldorfer erhebt die Oberfläche zum Protagonisten, Materialität wird bei ihm zur eigenständigen Erzählform. Seine sprichwörtlich materielle Freigeistigkeit, verbunden mit seinem narrativen Talent, eine sehr emotionale Bildsprache aufzubauen, machen Dörings Arbeiten zu einem Manifest nonkonformistischer Haltung.
Jörg Döring lebt und arbeitet in Düsseldorf. Seine Arbeiten sind in Galerien auf der ganzen Welt vertreten.
Eine sehr deutliche Position bezieht Van Ray in seinen Arbeiten: Der Wahlkölner, der seine Laufbahn als Sprayer begann und heute zu den renommiertesten Street Art Künstlern der Republik zählt, versieht Pop Art-spezifische Motive aus der Warenwelt mit Stencils von leidvoll blickenden Kindern und Sprechblasen, deren Wortlaut nachhallt: Mal leise ironisch, mal bewusst sardonisch wendet er bekannte Werbeslogans, Songtitel und Sprichwörter an, die im Bildkontext als expliziter Aufschrei gegen soziale Missstände, Konsumwahn und politische Versäumnisse zu deuten sind. Was umso eindringlicher wirkt, da seine Motivik ästhetisch vollendet erscheint. So wird das offenkundig Schöne, Gefällige hier in den Kontext hässlicher Fakten gestellt und damit bewusst gebrochen – was den Betrachter niemals unbeteiligt zurücklässt. Mit ihrer klaren Formensprache und der Reduktion auf das Wesentliche sind Van Rays Arbeiten geradezu sachlich. Und mitunter hochphilosophisch, wie sein an der Welt zweifelnder Donald Duck eindrucksvoll beweist.
Van Ray lebt und arbeitet in Köln. Sein Portfolio umfasst nahezu alle Techniken, vom Airbrush, über Paste-ups, Stencils und Collagen, wobei Papier, Holz , Beton oder Metall als Trägerflächen dienen.
PURE POP ART III @ 30works
Ausstellung: 21.10.2014 bis 03.12.2014
Öffnungszeiten: Di - Fr 15-19 Uhr, Sa 11-17 Uhr
30works GalerieAntwerpener Str. 42
50672 KölnDeutschland |
Über 30worksDie Kölner Galerie 30works ist spezialisiert auf Pop-Art, Streetart und zeitgenössische Kunst. Speziell, wenn es um das Thema Streetart geht, übernimmt 30works eine Vorreiterrolle in Deutschland: Als einer der ersten Galeristen hat Geschäftsführer Gérard Margaritis die Streetart nach Deutschland gebracht und sich mit 30works auf diese junge, frische „Pop-Art des 21. Jahrhunderts“ als zusätzlicher Fokus konzentriert.Die GalerieMitten im trendigen „Belgischen Viertel“ in der Kölner Innenstadt bietet die 30works Galerie auf 300 Quadratmetern viel Raum für innovative, junge Positionen der Kunst. Spezialisiert auf Pop Art, Neopop, Urban Art und Streetart, ist sie kein elitärer Tempel für Eingeweihte, sondern ein inspirierender Ort der Begegnung von Künstlern und Kunstinteressierten, von Sammlern und solchen, die es noch werden wollen. Und mit genau dieser entspannten, unangestrengten Atmosphäre hat sich 30works längst auch über die Grenzen der Domstadt hinaus einen Namen gemacht. Ihre sechs bis acht Einzelund Gruppenausstellungen pro Jahr sind Magnet für ein bunt gemischtes, experimentierfreudiges Publikum.