Katar: FIFA sollte Arbeitsmigrant_innen entschädigen

amnesty logoDie FIFA sollte mindestens 440 Millionen US-Dollar für Arbeitsmigrant_innen bereitstellen, die in Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft in Katar Menschenrechtsverletzungen erlitten haben. Dies fordert Amnesty International in einem neuen Bericht sechs Monate vor Beginn der WM.

BERLIN, 18.05.2022 – In einem offenen Brief, den Amnesty International zusammen mit dem Bericht „Predictable and preventable. Why FIFA and Qatar should remedy the 2022 World Cup abuses” veröffentlicht, fordern Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und Fan-Gruppen den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino auf, zusammen mit Katar ein umfassendes Entschädigungsprogramm für Arbeitsmigrant_innen aufzusetzen. Die Organisationen fordern die FIFA auf, als Entschädigungssumme für die zahlreichen Menschenrechtsverstöße, die seit 2010 begangen wurden, mindestens 440 Millionen Dollar bereitzustellen – das entspricht der Summe der Preisgelder dieser WM.
 
Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, sagt: „Bereits vor der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft an Katar waren die massiven Verletzungen der Rechte von Arbeitsmigrant_innen gut dokumentiert und bekannt. Die FIFA wusste Bescheid – oder hätte es wissen müssen. Dass Menschenrechte im gesamten Vergabeprozess keine Rolle gespielt haben, ist fatal. Die FIFA hat die Augen vor vorhersehbaren Menschenrechtsverletzungen verschlossen und diese nicht gestoppt. Sie hat unbestreitbar zu weit verbreiteten Menschenrechtsverstößen gegen Arbeitsmigrant_innen beigetragen, die an Projekten der Fußballweltmeisterschaft beteiligt waren – weit über den Stadion- und Hotelbau hinaus.“ 
 
Nach Schätzungen von Amnesty International dürfte die Summe von 440 Millionen US-Dollar das Minimum sein, um eine Reihe von Entschädigungszahlungen zu decken und Initiativen zum Schutz der Arbeitnehmer_innenrechte zu unterstützen. Die Gesamtsumme für die Erstattung nicht gezahlter Löhne, erpresserische Vermittlungsgebühren und die Entschädigung für Verletzungen und Todesfälle könnte jedoch weitaus höher ausfallen und sollte in einem transparenten und glaubwürdigen Prozess ermittelt werden – zusammen mit Gewerkschaften, der Internationalen Arbeitsorganisation und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen.
 
Müller-Fahlbusch sagt: „Leider können bereits erlittene Menschenrechtsverletzungen nicht ungeschehen gemacht werden. Die Bereitschaft der FIFA und Katars, Entschädigungen zu leisten, wären ein wichtiges Signal und eine unmissverständliche Anerkennung der eigenen Verantwortung für die Menschenrechte – in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.“
 
Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen nicht erfüllt
 
Gemäß den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die die FIFA in ihren eigenen Leitlinien anerkennt, ist die FIFA verpflichtet, Menschenrechtsverletzungen zu beenden, zu denen sie beiträgt. Diese Verantwortung gilt nicht nur für die Arbeitnehmer_innen, die für die direkte Durchführung der WM eingesetzt werden, wie beim Bau von Stadien, Trainingsplätzen, von der FIFA akkreditierten Hotels oder des Übertragungszentrums. Die Verantwortung erstreckt sich ebenfalls auf die für den Betrieb dieser Einrichtungen erforderlichen Dienstleister_innen sowie auf Arbeitnehmer_innen, die am Bau und an der Instandhaltung der Verkehrs-, Unterkunfts- und sonstigen Infrastruktur beteiligt waren und sind. 
 
Auch Katar ist verpflichtet, für Entschädigung von Menschenrechtsverletzungen in seinem Hoheitsgebiet zu sorgen, unabhängig davon, ob sie mit der Fußballweltmeisterschaft zusammenhängen. Zwar haben das katarische Organisationskomitee (Supreme Committee for Delivery and Legacy) und die katarischen Reformen bei der Arbeitsgesetzgebung einige Fortschritte erzielt, doch ihr begrenzter Geltungsbereich und ihre mangelhafte Umsetzung haben dazu geführt, dass schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen fortbestehen. 
 
Müller-Fahlbusch sagt: „Es ist an der Zeit, dass die FIFA und Katar gemeinsam an einem umfassenden Entschädigungsprogramm arbeiten, das die Arbeitnehmer_innen in den Mittelpunkt stellt und dafür sorgt, dass jede Menschenrechtsverletzung adressiert wird.
 
Nach internationalem Recht und dem Regelwerk der FIFA haben sowohl Katar als auch die FIFA die Pflicht und die Verantwortung, Menschenrechtsverletzungen zu verhindern und den Betroffenen Abhilfe bereitzustellen. Der von Amnesty International und anderen geforderte Entschädigungsfonds in Höhe von 440 Millionen US-Dollar entspricht nur einem kleinen Teil der rund sechs Milliarden Dollar, die die FIFA mit dem Turnier einnehmen wird.
 
Wir rufen den DFB dazu auf, sich unserer Forderung nach dem Aufbau eines unabhängigen und angemessen ausgestatteten Entschädigungsmechanismus‘ anzuschließen und diesen öffentlich und tatkräftig gegenüber der FIFA und Katar zu unterstützen. In seinen eigenen Richtlinien bekennt sich der DFB dazu, im Falle von Menschenrechtsverletzungen die Suche nach Wiedergutmachung in geeigneter Form zu unterstützen – jetzt kann der DFB zeigen, dass er diesen Worten konkrete Taten folgen lässt.“

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Musik / Film

DEEP PURPLE kündigt neues Album an


Deep Purple CoverEine der größten Rockbands aller Zeiten veröffentlicht am 19. Juli neues Album „=1“ bei earMUSIC. ‘It all adds up to 1’

Hamburg, 24. April 2024  Deep Purple, eine der größten und einflussreichsten Rockbands aller Zeiten, veröffentlicht am 19. Juli...


weiterlesen...

222 Jahre Hänneschen-Theater


Ausstellung Hänneschen Puppen in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln Foto KSKAusstellung vom 22. April bis 17. Mai 2024 in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt

Köln, den 18. April 2024 Das Hänneschen-Theater begeht in diesem Jahr seinen 222. Geburtstag und möchte dieses besondere kölsche Jubiläum mit möglich...


weiterlesen...

Esports World Cup mit Rekord-Preisgeld


Life Changing Prize Money 1920x1080Das höchste Preisgeld in der Geschichte des E-Sports ist richtungsweisend für das anstehende Turnier im Sommer und unterstreicht ein globales, umfassendes Engagement für die Zukunft des kompetitiven Gamings

 Innovatives Format zur Krönung eines sp...


weiterlesen...

„Dreams of Being Real“: Große


Plakatmotiv Dreams Of being Real c Leonie PuschmannKlimawandel, Krieg, Pandemie – die Krise als neuer Normalzustand? In der Ausstellung „Dreams of Being Real“ befragen Studierende der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Alfter das so genannte Phänomen der „Post-Crisis“ mit den Mitteln der...


weiterlesen...

17.05.2024 Frau Wu und Andere Im Fort


IMG 20240311 WA0000Am 17. Mai wird in einem Kölner Fort, dem Fort Paul der Südstadt, gelegen im Volksgarten, eine Gruppenausstellung zu sehen sein, deren besonderes Juwel eine chinesische Künstlerin ist, die vorwiegend mit Wasser arbeitet. Gemeint ist Jiaying Wu, au...


weiterlesen...

27.04.2024 Finissage + Artist Talk:


das esszimmerUnter dem Label enclosed space präsentieren die ausstellenden Künstler*innen sowie weitere Kolleg*innen in unregelmäßigen Abständen und in wechselnden Zusammensetzungen Ihre Arbeiten.
Sie alle vereint Ihre (Vor-)Liebe für den umschlossenen Raum, ...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.