Tylla hats gelesen: Andrej Kurkow - Picknick auf dem Eis
Nur, so nach und nach merkt er, dass immer genau die Menschen sterben, deren Nachruf er gerade geschrieben hat.
Steckt die Mafia mit einem perfiden Plan dahinter und benutzt ihn nur?
Zusammen mit seinem Freund Micha, den er zur besseren Unterscheidung einfach Micha-nicht -Pinguin und natürlich mit seinem geliebten Haustier macht er sich auf eine spannenden, gefährlichen und abstrusen Weg, um dieses Rätsel zu lösen.
Von der Story her natürlich ein Krimi, steckt in diesem Buch viel mehr. Voll Ironie und Humor beschreibt Kurkov nicht nur das Leben dieser so unterschiedlichen Lebewesen, die jeder auf seiner Art versuchen, ihren Platz in einer Gesellschaft zu finden, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus völlig irritiert und ziellos umherzutreiben scheint. Korruption, Verbrechen und Machtinteressen scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Wir erhalten einen Einblick in eine Zeit, die ihre Auswirkungen bis heute nicht verloren hat.
Aber daneben ist es einfach ein wunderschön erzähltes Buch über die Freundschaft dreier Außenseiter, die keinen Platz in diesem Machtgefüge zu haben scheinen. Als dann noch Serge mit seiner kleinen Tochter auftaucht...
Neben der oft skurrilen Handlung hat mich vor allem die Sprache dieses anrührenden Buches begeistert. Und wenn Micha, Micha-nicht-Pinguine und Viktor ein Loch in einen zugefrorenen See in einem Kiewer Park hauen, damit die drei zusammen picknicken können, sieht man sie förmlich vor sich.
Dies ist ein Buch, das auch all denen Spaß macht, die sonst eher nicht zu den typischen Krimilesern gehören. Die Lösung des Rätsels ist das Tüpfelchen auf dem i – das eigentliche Lesevergnügen ist der so außergewöhnliche Weg dahin.
Und wenn meine Wohnung nicht zu klein wäre und es in Köln kälter wäre...ich wäre in Versuchung gekommen...
Roman, detebe 23255 Broschur, 288 Seiten
ISBN 978-3-257-23255-4
Erschienen im Okt. 2000
€ (D) 9.90 / sFr 17.90* / € (A) 10.20
* unverb. Preisempfehlung
