EVA - eine Ausstellung vom 12. – 20.10.2012

Eva Dönges ApfelOrt: Bürgerzentrum Alte Feuerwache, 50670 Köln - Der Eintritt ist frei.

Der Fall Eva

Prolog
Ein Baum mit Schlange, ein angebissener Apfel – der Tathergang erscheint eindeutig: Verführung, Vertreibung und Verurteilung. Eine Prüfung der Faktenlage offenbart Unsicherheiten: Wie kam da ein Feigenblatt an den Apfelbaum? War da nicht noch eine weitere Frau, Lilith, im Spiel? War der Sündenfall wirklich ein Absturz in Prekariat und Arbeitsleben - oder ein Neuanfang? Die Beweislage ist keineswegs schlüssig…die Schuldige indes steht fest: Es ist Eva.

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Ausgehend von der Erkenntnis, das der Name nicht beliebig, sondern – nomen est omen - schicksalhaft beladen ist, haben sich drei Evas – aus Köln, Frankfurt, Brüssel - zusammengetan und der Genesis ihre eigenen Schöpfungen und Geschichten entgegengesetzt.
Beim Blick auf den Mythos vom Garten Eden entwickeln sich dabei verschiedenste Perspektiven: Vom humorvollen Anknüpfen an das alttestamentarischen Szenario über die moralische Frage menschlicher Schuld und Scham bis hin zu kosmologischnaturwissenschaftlichen Betrachtungen.

Eva Dönges geht spielerisch an die moralisch-sittliche Bürde heran, zerlegt die Eva – also den Namen - und schaut, was darin ist (“Herzschnitt/Evamorphose“). Den Anlass der Erbsünde, den Apfel, unterzieht sie einer Betrachtung - riesenhaft vergrößert wird er zum Globus, zum Himmelsgewölbe, zum Ursprung und also auch zur Gebärmutter; man sieht: die Verführung sichert den Bestand des Menschengeschlechts, nicht der Lehm („Der Apfel wurde uns bereits in die Wiege gelegt“). Zu Scham und Schande ist dabei nicht unbedingt Anlass -
Ein frivoler animierter Cartoon erzählt unter anderem von der wahren Natur von Äpfeln und Schlange. („Eine Geschichte vom Apfel und der Schlange im Paradies“). Und aus der keimfreien Erotik und beflissenen Verfügbarkeit der Barbiepuppe – die moderne Eva der Konsumgesellschaft - wird wieder eine afrikanische Eva, fest mit der Erde und dem Baum verbunden ("Baum des Lebens"). Die Puppe verkörpert bei Dönges viele Gestalten des Weiblichen: sinnliche Urmutter, aber auch ewiges Opfer. Eine andere, diesmal blonde Barbie liegt mit dem Gesicht in einem aufgetürmten Berg blonder Haare; daneben auf goldenem Tablett, ein Stein ("Wer frei von Sünde ist, der werfe").

Eva Sauermann; will den christlichen Ballast gar nicht abwerfen, sondern mit den alten Zuschreibungen auf eigene Weise umgehen, den dogmatischen Begrifflichkeiten neuen frischen Sinn einhauchen. Beispiel Der Begriff der Scham erscheint obsolet – ja anstößig - in einer Gesellschaft, die durch Werbung, Mode und Medien private Räume immer weiter durch- und ausleuchtet. Sauermann sieht die Scham auch als Chance: Das Gefühl – erlebt als Erröten, Lähmung und Wegwünschen - setzt abrupt eine Grenze, wirft den, der plötzlich so empfindet, aus dem schamfreien (oder schamlosen) Kollektiv wieder auf sich zurück.
Auch die möglicherweise folgende Selbstbetrachtung ist eine Frucht vom Baum der Erkenntnis (Selbstporträt, „o. T.“). Sauermanns papierene Schammasken („Schamgesichter“) machen diese Grenze zwischen außen und innen transparent. Das riskante Wechselspiel zwischen Zeigen und Gesehenwerden thematisiert auch „Zwischen Versuchung und Verführung“: hier setzen sich einzelne, üppig dimensionierte Körperpartien der Eva der – verschämten, lüsternen, konkurrierenden - Betrachtung aus.
Die Papercut-Collage „Garten Eden“ gestattet einen zweiten Blick auf die vertraute Szenerie im Tatort Paradies: die in der Frontalansicht klar getrennte, schwarz-weiß konturierte und gestaffelte Aufstellung enthüllt in der Blickverschiebung zusätzliche Requisiten und Accessoires - Regenschirm, Kühlschrank, Computermaus - und schafft den Bezug zur Gegenwart. Der Sündenfall war vielleicht böse, aber nicht schlecht - die Erkenntnis von Gut und Böse erlaubt auch die Unterscheidung des Besseren und Probateren. So markiert der Sündenfall den Beginn von Entwicklung und Fortschritt.

Dieser Entwicklungsaspekt ist ein zentrales Moment der ambivalenten und polymorphen Arbeiten von Eva Mössner. Die Protagonisten, Motive und Schauplätze des Ursprungsmythos - eigentlich in einer naturromantischen Gartenszenerie angesiedelt – werden bei ihr einer genaueren Befragung unterworfen. Der aus schnödem Lehm geformte Adam trägt Züge eines frühen Golems und ist somit Objekt kabbalistischer Reflexionen. Und ist Eva - aus der Rippe geschaffen - nicht eigentlich der erste Klon? Mit solchen und anderen Assoziationen verlässt Mössner den Raum der unmittelbaren Anschauung und unternimmt metaphysische Suchbewegungen im rationalistisch-naturwissenschaftlichen Feld. Dabei rückt der kosmische Maßstab scheinbar unabänderliche Kategorien wie Leben und Tod in ein neues Licht - der Tod eines Sternes bereitet die Geburt eines anderen vor. Das Licht selber, aller Dinge Anfang, findet sein schöpferisches Gegenstück in der „Schwarzen Sonne“
(“Blacksun“). Ihre komplexen Installationen erkunden auch in der unsichtbaren Welt elektromagnetischer Intensitäten und mikroprozessualer Oszillationen neue Wahrheiten und Gewissheiten - jenseits von „richtig“ und „falsch“. Die Schreckensvision der Digital- Gesellschaft ist eine zunehmend entkörperlichte Welt, die Informationen und Arbeit, Gefühle und Identitäten immer mehr ins Virtuelle auslagert. Mössner wendet sie um zu einer Utopie des gänzlich befreiten Geistes; das „Ich“ findet seine neue Geborgenheit im Schwarm- Kollektiv („ShEva“). So tauchen im empirisch-reduktionistischen Raum doch wieder die alten elementaren Mythen auf – Genesis und Genetik schließen einander nicht aus.
Die Suche nach der wahren Eva bleibt ein immerwährender Prozess.
©Amin Farzanefar

EVA - eine Ausstellung.
12. – 20. 10. 2012
Bürgerzentrum Alte Feuerwache, 50670 Köln

Eva Sauermann/ Brüssel : Skulpturen + Zeichnungen - www.eden-objects.eu
Eva Mössner/ Frankfurt/M. : Mixed Media - www.efa-m.de
Eva Dönges/ Köln : Plastiken, Malerei - www.traumgestaltung.de
..mit leckerer Unterstützung der „Königin der süßen Verführung“: cake couture
Eva Kreutz / Köln : http://voneva.blogspot.de/

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